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Vorn leuchten rot die Beeren des Ilex

Pressestimmen

Rezension im Loccumer Pelikan

"Vorn leuchten rot die Beeren des Ilex", und drin stecken Lyrik- und Prosastücke einer Gruppe von angehenden Schriftstellern, Journalistinnen, arbeitslosen Theologen, Softwarentwicklern, Hausfrauen und Vätern. Die hier zusammengetragenen Schreibstücke wurden aus einer von Heinz Kattner initiierten Schreibwerkstatt in Loccum heraus entwickelt und von der Hanns-Lilje-Stiftung gefördert. Sie spiegeln eine Bandbreite individueller und formaler Eigenarten. Diese nehmen den Lesenden als Betrachtenden in Umgebungen und Situationen mit hinein und lassen diese Momente gleichsam mit den Augen der Autorin oder des Autors wahrnehmen. Mit den Sprachbildern werden so Welten eröffnet, die Impressionen, Kleines, am Wegesrand Gefundenes oder Resonanzen von gerade Erlebtem aufgreifen. Lesende werden eingeladen, mit zu schauen, zu spüren und mit zu fühlen. "Auf der Wiese" kann man so erfahren: "Deine Hand erzählt ein Lachen auf meine Haut - Dein Mund malt Farben in mein Ohr - Deine Augen singen Lieder von unserer Lust" (von Ulf-Peter Irmer S.83). Diese Schreibestücke regen in religionspädagogischer Sicht geradezu dazu an, mit den Autorinnen und Autoren in eine Wahrnehmungsschule zu gehen und dann auch eigenes Schauen, Spüren und Fühlen zur Sprache zu bringen. Wenn uns die Gleichnisse Jesu lehren: von Gott zu erfahren heißt, von der Welt zu erzählen -, dann sind diese Erzählstücke kleine Einübungen ins Staunen mitten im Alltag. Schülerinnen und Konfirmanden zu diesem staunenden und sich öffnenden Wahrnehmen anzuregen, hierzu lässt sich einiges finden in dieser Anthologie.

Carsten Mork

 

Sonntagsbeitrag: Theologen schreiben Lyrik

NDR 1 Niedersachsen

Es war mein achtes Osterfest, und ich hatte noch nie weniger Lust verspürt, mit meiner Familie in die Kirche, zu gehen. Ich sträubte mich nach Kräften.

So beginnt eine Kurzgeschichte von Detlef Albrecht. Er gehört zu einer Gruppe von Theologen, die gemeinsam ein Buch veröffentlicht haben. Es heißt "Vorn leuchten rot die Beeren des Ilex". Begleitet hat sie der Schriftsteller Heinz Kattner.

Es sind sehr schöne Porträts, es sind Gedichte, Stimmungsbilder, es ist Prosa, Kurzprosa dabei, unterhaltsame, sehr ernste, nachdenkliche Texte, also, das gesamte Spektrum.

Entstanden ist das Buch in einem schwierigen Prozess. Denn die 16 Theologinnen und Theologen wurden von der evangelischen Kirche nicht übernommen. Nach zwei Examen und bis zu 10jähriger Ausbildung gab es für sie keine Pfarrstelle. Das Schreiben gab ihnen in den ersten Jahren Halt.

Die Autorinnen und Autoren sind Theologinnen und Theologen, die sich ... regelmäßig getroffen haben, über mehrere Jahre, in ihrer Liebe zur Sprache und zur Literatur, Sprachwerkstatt mit mir gemacht haben und in dieser Zeit sind wunderbare Texte entstanden.

Insgesamt 75 Beiträge sind nun in dem Buch erscheinen, darunter die Erzählung mit dem Titel "Auferstehung". Der Achtjährige, der nicht in die Kirche will, darf zu Hause bleiben und sitzt in der Küche. Er schaut Martha zu, die das Festessen zu bereitet. Sie mag keine Kinder. Und als sie in den Keller geht, verschwindet das Kind heimlich:

Dann kam ich an die Schiebetür, hinter der das Arbeitszimmer meines Vaters lag. Vorsichtig zwängte ich mich hindurch und schob sie wieder zu. Im Sekretär, das wusste ich genau, lag die runde Bleckdose mit den englischen Bonbons...

Ein Kind auf Entdeckungsreise. Doch als es die Schublade öffnet und eine Holzkiste klemmt, passiert das Unglück: Federkiele und Bleistifte fliegen durch die Luft, ein Tintenfaß zerplatzt auf dem Boden. Das Kind nimmt Reißaus... Ein Erzählung, entstanden im Kloster Loccum. Zwischen Kreuzgang und Predigerseminar trafen sich die arbeitslosen Theologinnen und Theologen einmal im Jahr. Viele von ihnen haben inzwischen eine andere Anstellung gefunden.

Von Bank über Softwareentwicklung, einige sind inzwischen auch Pastorinnen und Pastoren im Ehrenamt oder haben auch noch ein Pfarrstelle bekommen.

Seit sechs Jahren bietet der Schriftsteller Heinz Kattner seine Schreibwerkstatt an. Die Theologinnen und Theologen lernen, genau wahrnehmen und entwickeln ein Gefühl für Sprache, Bilder und Handlungen. So auch in der Geschichte des Kindes. Es versteckt sich zunächst im Garten. Dann wird es zu Tisch gerufen.

Aber nichts passierte. Ich war verblüfft. Es war doch nicht zu übersehen. Das Mittagessen wurde aufgetragen. Im Vorbeigehen flüsterte mir Martha zu. Das machst Du aber nicht noch einmal! Als mein Vater beim Essen das Weinglas erhob und sagte: "Der Herr ist auferstanden", konnte ich mit allen andern nur aus vollem Herzen antworten: Er ist wahrhaftig auferstanden.

Herausgeber des Buches sind Detlef Albrecht und Gabriele Bartolomaeus. Das Buch heißt "Vorn leuchten rot die Beeren des Ilex" und ist erhältlich beim Verlag "Books on Demand".

(Autor: Jan von Lingen - gesendet am 28.3.2004)

 

Die Beeren des Ilex leuchten rot

Lyrik und Prosa nach schwierigen Erfahrungen mit "Kirche"

Theologinnen und Theologen ohne Anstellung in der Kirche treffen sich seit sechs Jahren mit dem Schriftsteller Heinz Kattner zu Werkstattseminaren im Kloster Loccum.

Die Gruppe von 16 Autorinnen und Autoren hat jetzt ein Buch mit einer Auswahl von Texten aus diesen Seminaren herausgegeben. Die Texte sind vielfältig in Form und Inhalt, einige sind von besonderer literarischer Qualität, insgesamt ein sehr empfehlenswertes Lesebuch.

"Mutter ist tot. Ihr habt einen Bruder bekommen. Und sie sah den Wurm", schreibt Claudia Prüß, Bankfrau und Religionslehrerin in ihrem Text "Bruder". Holger Fischer, Medienentwickler, malt Textbilder von Parkbänken: "Und jetzt saß er hier, im Schuppen unter dem Neonlicht, auf seiner Parkbank. Zusammen mit dreiundzwanzig anderen Parkbänken, und auf jeder lag ein Penner." Susanne Dremel-Malitte, Pfarrfrau, orakelt am Ende ihres Textes "Gospelkonzert": "Dear Jesus / bin ich alt geworden." "Karfreitag" überschreibt Ulrich Bach, heute Leiter einer diakonischen Einrichtung, einen seiner Texte: "Und zwischen Kreuz und Altar - eine Bank. Ein Platz unter dem Kreuz des Lebens und am Tisch der Tränen."

Die Autorengruppe hatte schwierige Erfahrungen mit "Kirche" gemacht und sich dennoch wieder im Kloster Loccum zusammengefunden für ein "Zuhause im Schreiben". Inzwischen sind einige Mitglieder der Autorengruppe ehrenamtlich ordiniert und andere bekamen noch eine Stelle im Pfarramt. Etliche aber sind in anderen Berufen tätig. Manche der Texte sollten als Bereicherung durchaus in Andachten oder Gemeindebriefen einen Platz finden können.

(Erich Franz, EZ Nr. 10, 7. März 2004)

Schreiben statt predigen: Ungewöhnliches Buchprojekt

Hannover/Loccum (epd). "Vorn leuchten rot die Beeren des Ilex" heißt ein ungewöhnliches Buchprojekt, an dem 16 Theologinnen und Theologen aus der hannoverschen Landeskirche beteiligt sind. Sie waren zunächst alle nicht ins Pfarramt übernommen worden, trafen sich aber dennoch sechs Jahre lang jeweils im Herbst im Kloster Loccum zu einer "Sprachwerkstatt". Die Autorengruppe hat nun ein Buch mit Gedichten und kleinen Geschichten herausgegeben, die hier im Lauf der Jahre entstanden sind. Die Seminare wurden von dem Schriftsteller Heinz Kattner aus Dahlenburg bei Lüneburg geleitet. Er weist auf die schwierigen Erfahrungen hin, die die Autoren mit ihrer Kirche gemacht haben. Dennoch seien sie immer wieder in Loccum zusammen gekommen und hätten hier ein "Zuhause im Schreiben" gefunden. Einige seien inzwischen Pastoren im Ehrenamt, andere bekamen doch noch eine Stelle im Pfarramt, die meisten hätten jedoch andere Berufe gewählt. "Vorn leuchten rot die Beeren des Ilex", herausgegeben von Detlef Albrecht und Gabriele Bartolomaeus, ISBN 3-8334-0330-6, ist im Verlag Books on Demand in Norderstedt erschienen, kostet 16 Euro und ist in jeder Buchhandlung zu bestellen.

(epd Niedersachsen-Bremen/b0371/06.02.04)